
Werkzeuge, Eisen, Feuer, eindrückliche Bilder in schwarzweiss gehalten, warmes, dunkles Licht – das Innere des feRUS erinnert an die Giesserei Emmenbrücke, an die Zeit der Hochblüte, als noch Funken sprühten, glühendes Eisen in Form gegossen und richtig hart gekrampft wurde. Inmitten dieser Hommage an die Ortsgeschichte steht Mario – und es scheint, als sei die Uhr stehengeblieben. Kleidung, Haltung, Stil – er scheint direkt den 1940-Jahren entsprungen. Aber wir schreiben 2018 und seit Anfang März ist Mario Waser oder DeWaser, wie er sich selbst nennt, der neue Gastgeber im feRUS.

Hallo Mario. Ehrlich gesagt, man könnte meinen, du seiest für die Rolle des Gastgebers geradezu geboren. Wie kommt es, dass du hier stehst und als neues Gesicht der feRUS die Gäste begrüsst?
Das ist reiner Zufall. Nachdem mein Vertrag in einem anderen Betrieb ausgelaufen war, suchte ich etwas Neues. Ich schickte einfach eine Blindbewerbung in die Lindenstrasse und wurde umgehend zu einem Gespräch eingeladen. Simon und Philippe traten mit der Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, Betriebsleiter im feRUS zu werden, an mich heran.
Und, hast du sofort zugesagt?
Ehrlich gesagt, kannte ich den Betrieb vorher gar nicht. Ich wollte mir das erst einmal anschauen und ging mit meiner Tochter und dann nochmals mit meiner Frau essen. Und was soll ich sagen? Ich konnte mich sofort mit dem Betrieb identifizieren und entwickelte immer grössere Freude daran. Und so ist es noch heute, Wochen nach meinem Start: Das feRUS wächst mir immer mehr ans Herz.
Wie sehen deine Pläne mit dem feRUS aus? Wird alles anders?
Eine Strategie hatte ich schnell einmal entwickelt. Doch nein, ich will nicht mit der Türe ins Haus fallen. Es soll ein langer, nachhaltiger Prozess werden. Der Betrieb ist toll, die Leute hier sind toll. Das Rad läuft, ich muss es also nicht neu erfinden. Ich bin aber da, um einige Ecken abzurunden, damit es noch ein bisschen geschmeidiger läuft.

Es gab bereits einige Richtungsänderungen in der bewegten Geschichte des feRUS. Kommen da die neuen und insbesondere die langjährigen Gäste noch mit?
Es ist mir wichtig, die Wünsche der Gäste zu berücksichtigen und in die Veränderungen einfliessen zu lassen. Ich möchte ihre Bedürfnisse befriedigen können. So wurde zum Beispiel als erster Schritt das Mittagsmenu attraktiver gestaltet. Das kam gut an!
Was dürfen wir sonst noch erwarten?
Ich möchte meinen Fokus auf Nischenprodukte richten. Allzu viel kann ich noch nicht verraten, doch könnte es Einfluss auf die Öffnungszeiten haben. „Flicken dauert länger als neu machen“, das ist halt schon so. Auch möchte ich die Gruppenangebote attraktiver machen. Wir haben hier so tolle Räumlichkeiten, die sich gut für Gruppen unterschiedlicher Grösse eignen. Die Leute sollen das wissen.
Du bist eine eindrückliche Erscheinung, lebst komplett im Stil der ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts.
Alles, was ich tue, ist überschattet von einem Hang zur Nostalgie. Ich denke, ein bisschen Nostalgie verträgt auch das feRUS. Ich tippe zum Beispiel das Tagesmenu stets auf einer meiner alten Schreibmaschinen. Das passt zu mir und das passt zum feRUS.
Du schreibst viel, nicht wahr?
Ja, man sieht mich meist irgendwo schreibend. Darum nehme ich auch Verspätungen aller Art eher gelassen hin, sie geben mir Zeit zum Schreiben. Begonnen hatte alles mit einer Funktionskontrolle einer Schreibmaschine und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu tippen. Mittlerweile sind es an die 1800 Seiten geworden, plus 26 volle Reisetagebücher.
Was schreibst du denn?
Alles Mögliche. Ich bin ein Denker. Und das Geschriebene gehört einmal meinen drei Töchtern. Nebst viel altem Plunder wird das mal ihr Erbe sein [lacht].
Werden wir auch Musik zu hören bekommen, die deinem Stil und deiner Vorliebe entspricht?
Das kann gut sein. Aber immer unter dem Vorbehalt, dass der Charakter des feRUS erhalten bleibt. In Verbindung mit mir und meiner Erscheinung läge es auf der Hand, Musik aus „meiner Zeit“ aufzulegen, das heisst, Musik der 1920er bis Mitte 1950er Jahre. Aber ich bin nicht nur auf einen Stil festgelegt, sondern ich mag alles Mögliche, es muss einfach tanzbar sein.
Sag uns in wenigen Sätzen doch, wer bist du und was dich antreibt.
Ich passe mich nicht ausserordentlich gerne an und akzeptiere deshalb auch andere so, wie sie sind. Ich bin ein Lebemensch und ich mag Menschen. Seit 30 Jahren bin ich in der Gastronomie tätig, ich habe so viel gemacht: Koch, Pizzaiolo, Maître d’hôtel, ich arbeitete auf See (Queen Elizabeth 2) an der Bar und im Service, ich war und bin DJ und Event-Erschaffer. Alles habe ich von der Pike auf gelernt, ohne je die Hotelfachschule besucht zu haben. Und noch heute bin ich der Auffassung, dass Gastronomie mit Abstand der beste Beruf ist, den es gibt. Es gibt kein anderes Gewerbe, wo man einen unglücklichen Gast in sehr kurzer Zeit zu einem glücklichen machen kann.
«Ein Mann von gestern» titelte der Tagesanzeiger vor 8 Jahren in einem Bericht über Mario Waser, unseren neuen Gastgeber im feRUS Emmenbrücke.